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18. Januar 2025

Eine Segeltour in alte Zeiten - Teil 3

Hafen Dänemark



Der dritte und letzte Teil unserer Tour in 2022 steht ab sofort auf YouTube bereit. Das Ende der Reise ist durchaus ungeplant.

Hier geht es zu meiner Filmseite mit allen bisher veröffentlichen Filmen, die dann auf YouTube angesehen werden können und hier direkt zum Film auf YouTube.

Bitte beachte in diesem Zusammenhang auch meine Datenschutzerklärung, in der Du nachlesen kannst, was Du ohnehin weißt, nämlich, dass ich keinen Einfluss auf die dortigen Inhalte habe und auch nichts mir dem zu tun habe, was dort unter Umständen mit den von Dir hinterlassenen Daten geschieht. Iss klar, oder?

Der Film ist eine ordentliche halbe Stunde lang, exakt 36:55. Ich wünsche Spaß beim Ansehen!


23. Dezember 2024

Eine Segeltour in alte Zeiten - Teil 2

Hafen Dänemark



Der zweite Teil unserer Tour in 2022 steht ab sofort auf YouTube bereit. Insgesamt wird es drei Teile geben, das Ende der Reise ist durchaus ungeplant.

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Der Film ist eine gute halbe Stunde lang, exakt 34:34. Ich wünsche gute Unterhaltung!


14. August 2024

Pech gehabt

Route auf Maine Traffic



Am 18.07. gibt Frau Cornelia Order: "Wir gehen nach Boltenhagen - ich muss waschen." Ihr Wunsch ist mir Befehl - natürlich. Ich mag die Marina nicht, Frau Cornelia liebt sie, schon wegen der dort vorgehaltenen Waschmaschine. Um 10:00 Uhr werfen wir im Fischereihafen Travemünde die Leinen los.

Nach einem Drittel des windarmen Weges macht die Maschine Mucken, die Drehzahl sackt ab, kommt wieder, es klackert unregelmäßig, hell und blechern.

Oh Mann, was ist los? Eine Sichtkontrolle des Motors bringt keine Erkenntnisse. Ich grübele hin und her - komme zu keinem Ergebnis, schon gar keinem guten. Filter dicht? Einspritzpumpe vielleicht? Dieselpest? Ich weiß es nicht. Immer wieder sackt die Drehzahl runter und kommt dann wieder. Hin und wieder klackert es, mal mehr, mal weniger. Wir planen um. Wenn etwas zu reparieren ist, geht das sicher besser in Wismar als in Boltenhagen. Die Wäsche muss warten, unser neues Ziel ist Wismar.

Knappe zwei Stunden später schläft die Maschine ein. Völlig ohne jede Klage, einfach so als hätte ich den Stopphebel gezogen. Neu Starten: Fehlanzeige! Anlasser dreht, die Maschine dreht - zünden aber will sie nicht.

Route auf Maine Traffic

Passieren tut das genau dort, wo unsere Route oben auf der Karte durch einen roten Punkt dargestellt wird, es ist also noch eine Ecke Weg bis Wismar. Wir ziehen die Segel rauf. Mit mäßigem Erfolg. Es geht voran, langsam, aber immerhin mit 1,5 Knoten in die richtige Richtung, zumindest erst, dann will auch der Hauch von Wind nicht mehr.

Ein Segler auf dem AIS, er ist etwa eine Meile entfernt, erklärt sich sofort bereit uns auf den Haken zu nehmen und nach Wismar zu schleppen. Wir landen im Westhafen, direkt neben unserem Retter. Ein recht passabler Liegeplatz. Für längere Zeit frei ist er wohl auch. Wer weiß, wie lange wir ihn brauchen werden. Von dieser Stelle aus noch einmal ein herzliches Dankeschön an die Crew der "Spika" aus Hamburg, die nicht nur eine tolle Seemannschaft bewiesen hat, sondern zusätzlich höchst profesionell und routiniert handelte.

Am nächsten Morgen, eigentlich ist es fast Mittag, nehm' ich die Leitungen zu den Einspritzdüsen los und orgele mit auf Volllast gedrückter Einspritzpumpe.

Gries im DieselfilterDiesel sollte nun aus den Leitungen pulsen, es kommt aber nichts, so gar nichts. Irgendwas ist im Busche - nur was verdammt?

Also den Dieselfilter losschrauben und raus damit. Schauen wie es da aussieht. Das Ergebnis ist links von hier zu besichtigen - der Filter ist voll mit feinstem silbrigem Stahlgries. Irgendwoher muß er kommen. Und so wie es ausschaut ist der Gries durch die Leckleitungen gekrabbelt - Scheiße. Wie ich es sehe kann es sich bei dem feingemahlenen Metall nur um das Innenleben unserer Einspritzpumpe handeln.

Oh Mann, da hat sich das Ding wohl nach einem langen, fast störungsfreien Leben in den Einspritzpumpenhimmel verabschiedet. Und daraus folgt, dass Ersatz her muss und zwar so schnell wie möglich.

Das Motorhandbuch gibt keine völlig sichere Auskunft über die an unserem Perkinsmotor verbauten Pumpe. Mit ächzenden, aber nichtsdestotrotz schlangengleichen Verrenkungen, gelingt es mir altem dicken Mann, ein paar Fotos im tiefsten Keller unseres Schiffes zu schießen, die Pumpe ist gemein verbaut und der Motorraum so verdammt eng. Der Pumpenhersteller ist lesbar auf den Bildern, Typ und Teilenummer nur zu ahnen, aber immerhin.

Wie schön doch, dass es diese kleinen neumodernen Fotokameras gibt, man soll sogar mit ihnen telefonieren können. Häufig hab' ich mich schon murmeln hören: "Man braucht das alles nicht." Hier und jetzt ziehe ich diese Aussage zurück - zumindest temporär. Das zeigt und es ist mir wichtig darauf hinzuweisen, dass ich ein Mensch bin, der technischen Neuerungen aufgeschlossen und nicht ausschließlich skeptisch gegenübersteht.

Motorraum KohinoorDer schicke weiße Pfeil links diesen Textes deutet die ungefähre Lage unserer Einspritzpumpe an, nur sehr viel weiter unten ist sie verbaut, wer auch immer sie rausschrauben soll, wird reichlich Arbeit haben. Wassersammler weg, Kühlwasserbehälter raus und so dies und das. Da wird einiges zusammenkommen.

Wer diese Arbeit nicht durchführen wird, ist glasklar, nachdem ich Frau Cornelia die Sachlage und den ungefähren Sitz des rotten Teils erklärt habe.

"Du machst das nicht. Denk nicht mal drüber nach!"

Meine Antwort lautet zackig, wie sollte es anders sein: "Jawoll mein Herz."

Nun folgt Recherchearbeit. Das ist im Wesentlichen Frau Cornelias Ding. Mir werden nur Ergebnisse vorgelegt. Die Wenigen, die es gibt, sind weit entfernt von Positiv, bis auf Eines: Die von mir zusammengeknobelte Pumpennummer ist richtig. Ansonsten: Kein Perkinshändler weit und breit, keine einzige Pumpe mit passender Nummer verfügbar hier in diesem Lande, nein, auch online nicht. Erkennbar hönische Fragen allerdings werden gestellt wenn mal ein Telefonkontakt zustande kommt. Zwei davon seien zitiert: "Haben Sie 'ne Ahnung wie alt die Maschine ist, mit der sie da rumfahren, Tschuldigung, rumgefahren sind?" Oder: "Glauben Sie im Ernst, dass Sie irgendwo auf dieser Welt so ein Ersatzteil finden? Nee, oder?"

Fündig wird die virtuose Frau Cornelia natürlich doch, ich glaube am zweiten Tag der Suche, einem Samstag: "Hier auf Ebay, guck, in Mittelengland ist Einer. Der handelt mit historischen britischen Pumpen." Die Freude ist groß, währt allerdings nur kurz. Eine Lieferung nach Deutschland sei NICHT möglich, offenbart der der Anzeige zugehörige Text nach nicht allzu langem Studium.

Wie schon gesagt, es ist Wochenende inzwischen, Frau Cornelia schickt eine Mail nach Mittelengland, recht geschickt und diplomatisch freundlich formuliert. Eine Antwort kommt promt, wenn ich's recht erinnere am Sonntag!!

Andrew, Geschäftsführer der "Sheaf Diesel Services" in Attercliffe, Sheffied schreibt, in unserem Falle wolle er gern eine Ausnahme machen, wir hätten ja wirklich Pech gehabt, unter Großbritanniens Austritt aus der EU sollten wir nicht zusätzlich leiden. Die angefragte Pumpe sei im Vorrat und könne sofort geliefert werden, wenn wir es wollten sogar per Express. Und ja, natürlich, wir wollen! Die notwendigen Formalitäten werden erledigt und tatsächlich geht die Pumpe am folgenden Dienstag auf die Reise und wird am Freitag bei uns eintreffen, soviel sei schon verraten.

Was fehlt, ist ein Monteur für die anstehende Reparatur. Unser Westhafen-Hafenmeister, er betreibt auch einen kleinen Schrauberladen, bescheidet uns negativ, sein Schlosser sei in Urlaub für die nächsten drei Wochen. Gegenüber aber, auf der anderen Seite des Hafenbeckens, sei auch ein Betrieb, größer als seiner. Dort bitte sollten wir unser Anliegen vortragen. Das Ergebniss ist ernüchternd - keine Leute zur Zeit, Urlaub allenthalben. Toll!

Wir bekommen eine weitere Empfehlung: Auf Poel in Kirchdorf, also ganz in der Nähe, säße ein guter Motorenmann. Ich bekomme telefonischen Kontakt, schildere sowohl Problem als auch die Umstände, ein Rückruf vom Chef wird zugesagt und erfolgt tatsächlich am nächsten Vormittag: Man baue nur Ersatzteile ein, die man selbst geliefert habe, hieß es ultimativ, unsere Einspritzpumpe solle der montieren, der sie uns verkauft hätte! Und wenn der aus England anreisen müsse, tja, dann sei das eben so.

Ich will mich nicht streiten, bedanke mich auf's Herzlichste für die sachliche Auskunft, lobe seinen für unsere Zeit so symptomatisch vorbildlich gelebten Servicegedanken und wünsche für alle Zukunft von Herzen "Gute Geschäfte".

Jo, das wissen wir dann jetzt, da haben wir Klarheit - nur, wer schraubt die Pumpe in den Bauch von unserer Kohinoor? Mir fällt nur André ein, André ist unser Yachtservicebetreiber in Weener. Einziges Problem ist der Abstand von einigen Hundert Kilometern zwischen Weener und Wismar.

"Ruf ihn an", bittet Frau Cornelia.

Reparatur"Hallo, wie geht's, wie isses, was mach'ste denn grade? Viel zu tun? Jaja, iss immer was. Du, wir haben da ein kleines Problem, weißte?", so etwa begann ich das Gespräch mit André. Jeder wird zugeben, taktisch genial, geradezu große Schule. André versteht recht schnell, ja, er könne kommen. Aber bei aller Liebe, vor Dienstag käme er nicht los, allerfrühestens.

Mir gefällt das nicht wirklich, Dienstag gegen Abend hier - und dann, naja bestimmt zwei Tage schrauben, ach, ach ach. Aber ich verstand den Jungen, es ist okay und toll, dass er sich überhaupt ins Auto setzen will.

Einspritzpumpe für Perkins 4.108Pumpe montiertAuch Frau Cornelia ist nicht vollumfänglich glücklich: "Wismar ist schön, klar. Aber soooo lange?" Ich könne ja, sage ich, schon mal ein bisschen was vorbereiten, nur leichte Sachen natürlich, das könne sie mir glauben, die Frau Cornelia. Und zwischendurch machten wir immer mal Gänge in die Stadt, versprochen.

Und so fang ich dann tatsächlich an, Schläuche los, Wasser ablassen und rausschrauben, was raus muss.

Wassersammler, Kühlwasserbehälter, es wird immer mehr und nimmt kein Ende. Spaß aber macht es auch, okay, ist fast ausschließlich kniehende und arg gebückte Tätigkeit - aber es geht.

Leser und Leserin ahnen es schon, aus den rein vorbereitenden Arbeiten wird etwas mehr. Am Freitag trifft tatsächlich die neue Pumpe ein, tolle Leute dort in England, beinahe zeitgleich schaff' ich es nach unendlichen Mühen und viel Getrickse, die alte Pumpe vom Motor zu lösen. Die Pumpenachse läßt sich so leicht durchdrehen, dass da garantiert nix mehr pumpt.

Also, bis hierhin alles richtig! Nitt schlecht, Pedder, zumindest für den ersten Pumpenwechsel dieses Lebens. Nun werden alle Leitungen gespült und durchgeblasen - und tatsächlich, die Rücklaufleitung von Pumpe zum Dieselfilter steckt noch voller Späne. Die anderen Leitungen sind sauber. Dann setz' ich vorsichtig die neue Pumpe ein, bloss das nichts schiefläuft. Vorher war mehrfaches Studium des Handbuchs angesagt, leider ist es auf englisch verfaßt, das macht das Lesen für mich alten Sack nicht leichter.

Und hoffentlich erwisch ich auf Anhieb den richtigen Einspritzzeitpunkt. Oh Mann, wenn ich das alles hinterher wieder demontieren muss - nicht auszudenken.

Nicht lamentieren - weitermachen!

Das Anschrauben der Pumpe ist so kompliziert, dass mir mehrfach Muttern und auch schon mal ein Maulschlüssel in die Bilge rutschen. Das hemmt den Fortgang der Arbeit erheblich, ich muss sie mühsam mittels eines Magneten suchen und herausangeln. Am Montag ist alles wieder an seinem Platz, sogar die Einspritzdüsen hab' ich getauscht - vorsichtshalber. Und dann den ganzen Kram mit Liebe entlüftet, neues Kühlmittel ins System. Ja - nun kann ich starten, schauen ob's wenigstens ein bisschen läuft.

Anfangs tut sich nichts, ein wenig mehr Gas, ein zwei Zylinder fangen an zu husten. Und dann, nach noch etwas mehr Gas läuft der Diesel. Erst rumpelnd und dann rund.

Wow! Watten Glück!

Anruf bei André in Weener: "Du brauchst nicht zu kommen, ich hab's." Der ist nicht wirklich unglücklich und gratuliert.

Der Dienstag vergeht mit Einstellarbeiten, Probeläufen und einer ausgiebigen Probefahrt. Es läuft! Ich bin verhalten zufrieden. Am Mittwoch, dem 31.07. laufen wir nach 13 Tagen Wismar in Richtung Großenbrode - komplett unter Maschine. Eine Einspritzdüse leckt leicht. Ich ziehe die Überwurfmutter fester.

Ach, übrigens: In Wismars Westhafen gibt es eine Waschmaschine.


Route Marine Traffic



Ein großes Lob noch an die Leute in UK, an Andrew Kohler und seine Truppe von den "Sheaf Diesel Services". Eine tolle Erfahrung war das, super zuverlässig, hilfsbereit, unglaublich fair und nett - DANKE!


30. Mai 2024

Eine Segeltour in alte Zeiten

Kohinoor Deck



Der erste Teil unserer Tour in 2022 steht ab sofort auf YouTube bereit. Insgesamt wird es drei Teile geben, das Ende der Reise ist durchaus ungeplant.

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Bitte beachte in diesem Zusammenhang auch meine Datenschutzerklärung, in der Du nachlesen kannst, was Du ohnehin weißt, nämlich, dass ich keinen Einfluss auf die dortigen Inhalte habe und auch nichts mir dem zu tun habe, was dort unter Umständen mit den von Dir hinterlassenen Daten geschieht. Iss klar, oder?

Der Film ist eine gute halbe Stunde lang, exakt 34:51. Ich wünsche gute Unterhaltung!


05. April 2024

Kohinoor bekommt das Deck frischgemacht

Kohinoor Deck



So wie mir auf dem Foto scheint, hat der André das mal wieder gut hingekriegt. Die Aufgabe war, das Deck neu zu lackieren und den Antirutschbelag zu erneuern.

Sieht gut aus! Freu mich, dann geht es ja wohl bald ins Wasser.


24. März 2024

Arbeiten beendet

Inzwischen scheint es so zu sein, dass es mir gelungen ist, alle kleineren und größeren Fehler, die mir bei der Seitenumgestaltung unterlaufen sind, zu entdecken und zu reparieren. O Mann, da war tatsächlich so einiges. Sollte ich Dinge übersehen haben, so höre ich gern davon.


12. März 2024

Zur Ukraine

Ein Kommentar zur Unterstützung der Ukraine durch die westliche Welt in ihrem Abwehrkampf gegen den russischen Überfall.

Der Kommentar steht genau hier.


09. März 2024

Strom ganz einfach selbstgemacht

Generator



Mal so gar nichts für's Boot! Bau und Betrieb einer Photovoltaikanlage mit Notstromversorgung. Stromausfälle - und mögen sie auch nur selten oder nie geschehen, können uns nicht treffen.

Wie ich im Herbst des vergangenen Jahres eine Photovoltaikanlage bastelte und mit einem Generator verband.

Hier geht es zur Geschichte.


03. März 2024

Arbeitseinsatz

Derzeit bin ich dabei diese Seiten zu überarbeiten. Hin und wieder könnte es ruckeln in der Wiedergabe. Ich bitte höflich um Nachsicht für die nächsten Tage, Wochen?


29. Februar 2024

Nie wieder E.ON!

Ein Kampf gegen eine gigantische Windmühle, deren Flügel sich um's Verrecken nicht drehen wollen. Wie E.ON mich durch stoisches Nichtstun über viele Monate hinweg in die scheinbar freundlicheren Hände von "Erdgas-Südwest" trieb.

Den Bericht hab' ich genau hier abgelegt. Vorsicht: er ist erschreckend lang.


24. Februar 2024

Zum zweiten Jahrestag des verbrecherischen Überfalls Russlands auf die Ukraine

Ich sag es mal frei nach dem alten Römer "Cato dem Älteren": Im Übrigen bin ich der Meinung, dass der Kreml zerstört werden muss!


27. Juli 2023

Brillen und durchweg nette Menschen

(Endlich wieder ein paar Worte - Ein kleiner Ausschnitt unserer diesjährigen Reise)


Wir liegen in Emden, unsere Ostseepläne hatten sich zerschlagen
für dieses Jahr. Nach der Zerschlagung, verschiedene Gründe hatte sie, ließen wir's ruhig angehen. Erst ein paar Tage Leer, mit dem Boot waren wir da noch nie. Obwohl, von Weener sind es nur lächerliche fünf Meilen dorthin.

Netter Hafen dort in Leer, mitten in der Stadt, nette Hafenmeister, ein klasse schwimmendes Restaurant und eine tolle Backsteinstadt, das muss man sagen. Also durchaus eine Reise wert der Ort, und sei sie noch so kurz, wie in unserem Fall.

Nach Leer folgt Emden, die Wettervorhersagen sind nicht rosig, für die gesamte Deutsche Bucht ist ein fulminanter Sommersturm vorhergesagt. Die ersten Vorboten spüren wir ab dem Emssperrwerk, ordentlicher Wind gegen den mitlaufenden Strom machen eine ruppig steile See. Gemütlich ist das nicht für zwei alte Leute.

In Emden angekommen, gehen wir zum ersten Mal seit vielen vielen Jahren durch die im April 2018 wiedereröffnete Nesserlandschleuse. 2006 war sie wegen offensichtlicher Baufälligkeit geschlossen worden, eine der letzten Schleusungen habe ich selbst erlebt.

Während damals etliche Boote in der Kammer warteten, öffnete sich unvermittelt und hoffentlich auch ungeplant eines der Schleusentore, was zu sicher nachvollziehbaren Irritationen bei den meisten der in der Kammer liegenden Bootsbesatzungen führte – hatten sie doch erheblichen Aufwand damit, dafür Sorge zu tragen, dass die Schäden an ihren sich wild bewegenden und an den Festmachern zerrenden Booten in vertretbarem Rahmen gehalten wurden. Ein noch nicht festgemachtes Boot trieb sogar manch anderen touchierend durch die Schleusenkammer.

Übrigens, ein recht ordentliches Bauwerk ist da gelungen mit der neuen Nesserlander. Leider allerdings verkalkulierte man sich mit den Baukosten, wie manche Menschen meinen, durchaus erheblich. Statt der veranschlagten rund 40 Millionen Euro wurden letztendlich 120 für den schicken Bau benötigt. Dafür aber – und ich habe es eben selbst erlebt – bleiben die Tore während der Schleusung fest verschlossen. Ein Erfolg, den man nicht zu gering schätzen sollte.

Nach der Schleuse müssen wir durch die Eisenbahnbrücke, sie öffnet in der Regel kurz nach Abschluss der Schleusung, dann sind wir im Delft und damit dem Zentrum der Stadt ganz nahe. Wir suchen uns einen schönen Liegeplatz in direkter Sichtweite zum Ottohaus. Ein gründliches Studium der Wetterdaten durch Frau Cornelia ergibt, dass die Wettervorhersage korrekt zu sein scheint, es wird morgen noch moderat sein, übermorgen aber ordentlich kacheln in ganz Norddeutschland.

Am nächsten Abend also, nach für mich beschwerlichen Stadtgängen, verstärke ich die Leinen, richte unsere Kohinoor vernünftig aus. Sie soll sich nicht quälen müssen und ganz sicher auch nicht leiden, Sturm in Orkanstärke ist schließlich vorhergesagt für die ganze Region, da will ich nicht nachlässig sein.

Der Wind nimmt schon im Laufe der Nacht heftig zu, am Morgen bläst es ordentlich, trotz recht geschützter Lage zeigt der Windmesser mitunter hohe acht Bft.. Nach ausgiebigem Frühstück im gemütlich schwankenden Keller wage ich einen feuchtwindigen Kontrollgang – will schauen ob alles gut ist draußen und soweit nötig, die Fender richten.

Just als ich den Zweiten neu am Relingsdraht verknote, hebt mir eine gemeine Böe die Brille von der Nase. Sie steigt, ich sehe das tatsächlich deutlich, einen runden Meter über meinen Kopf, dreht ab und landet nach sieben Metern trudelndem Flug ein gutes Stück hinter dem Schiff im Hafenwasser.

Au weia, eine Ersatzbrille ist natürlich nicht an Bord, nur eine uralte Notlesebrille, mit der ich nicht einmal mehr meine Oma auf einem großformatigen Foto erkennen könnte. Mit Sehen also, insbesondere in die Ferne, ist es Essig ab sofort – Kacke verdammte.

Ich steh' draußen in der Plicht, der Wind zerrt an meiner Jacke und denke hin und her. Eine Lösung für mein Problem fällt nicht vom Himmel. Manchmal erwartet man ulkige Dinge, gell? Wider besseres Wissen!

Also zurück in den Keller, Frau Cornelia beichten.

„Und nun?“, fragt sie, kurz darauf, „Taucher, wir brauchen einen Taucher!“

Kein schlechter Vorschlag, immerhin geht es um einen Wertgegenstand deutlich unter der Wasseroberfläche.

Ich bin skeptisch, typisch Bedenkenträger eben. Im Alter wird man so. Nun gut, vielleicht nicht alle.

Ob man einen finden würde, einen Taucher, frage ich – und wenn, ob der dann die Brille auch findet und was es kosten würde mit unsicherem Aussicht auf Erfolg. Ach, ach ach.

Früher war ich ein hin und wieder findiges Kerlchen, da fielen mir unmögliche Lösungen ein, zum Beispiel ein Pulvertrockenofen mit platzsparendem Quertransport (nicht wichtig), oder eine Gartenharke (wichtig) zum Auffinden einer Brille auf dem Ostseegrund – verdammt, ja, so könnte es gehen, schießt mir durch den Kopf, ne Harke.

Bei drei Metern Wassertiefe wenigstens einen Versuch wert. Oder?

Nein, jetzt werden keine Bedenken getragen.

Frau Cornelia unterbricht ihre bislang erfolglose Suche nach einem Schatztaucher, schwenkt um auf Baumärkte, einer ist ganz nah, nur 1,3 Kilometer Fußweg. Ein Telefonat klärt schnell: Gartenharken sind im Vorrat, selbstverständlich. Gut gemacht Frau Cornelia!

Jacken an und los, Regen ist gerade nicht, Wind wohl. Aber egal, wir haben eine unendlich wichtige Aufgabe. Im Baumarktgeschäft angekommen, fragen wir nach der Harkenabteilung.

Dort, gleich um die Ecke bitteschön, werden wir beschieden.

Um die Ecke findet sich, die Abteilung ist recht überschaubar, genau eine Harke. Sie ist von Stahl mit einem Stiel von runden einsachtzig, gern hätte ich Eine aus Kunststoff gehabt. Wegen der empfindlichen Gläser.

„Wie Gläser?“

„Brillengläser, wir brauchen die Harke um eine Brille aus dem Hafenbecken zu holen!“

„Ach so.“ Das „ach so“ kommt, als frage sich der Verkäufer, ob ich noch alle Latten am Gartenzaun habe.

Wir nehmen die Harke aus Eisen. Wenn das Angebot knapp ist, nimmt man was zu kriegen ist und zahlen wirklich scharf kalkulierte 19,99. Auf den Kassenbon verzichte ich.

Unser weiterer Plan: Zurück zum Schiff, so schnell eben möglich. Daraus aber wird nichts. Es schüttet inzwischen in Strömen. Also warten, neben dem kombinierten Ein- und Ausgang. Wird ja gleich wohl besser werden.

Und es wird nicht besser. Eher schlechter.

Nach einigen Minuten dringt eine freundliche Stimme zu uns:

„Sie brauchen da doch nicht zu stehen. Wir haben hier Sitzplätze, bitte dort, oder dort. Und hier steht Kaffee. Bitte bedienen Sie sich. Wie wäre es mit dem Sofa, setzen Sie sich doch bitte?“

Die Rezeptionistin überrascht uns mit der freundlichen Einladung. Watt nett! Wir warten – bequem sitzend und warten und warten. Hin und wieder eilt Frau Cornelia zum Eingang, kommt zurück und meldet jeweils auf's Neue:

„Keine Veränderung der Lage. Der Parkplatz schwimmt.“

Irgendwann hat sie den Kaffee auf:

„Wir nehmen uns ein Taxi, keine Widerrede.“ Sie kennt mich und natürlich meinen verhaltenen Hang zur Sparsamkeit. Sie ginge eben zur Rezeption, nach einer Nummer fragen. Nach wenigen Momenten ist sie zurück. Sie brauche sich nicht zu bemühen, hätte die Dame an der Rezeption gesagt, den Anruf würde sie für uns erledigen, selbstverständlich sei das doch wohl, erzählt Frau Cornelia.

Ich sitze auf der Couch, die Harke vor mir aufgepflanzt wie einen altertümlichen römischen Kampfspieß. Zu gern möchte ich so schnell wie möglich im Trüben Brillen fischen gehen.

Nach kleinen fünfzehn Minuten kommt Auskunft von der Rezeption: Leider, eine Taxe sei in ganz Emden nicht verfügbar, alle Wagen seien ausgebucht, niemand hätte ihr irgendwelche Hoffnung machen können, leider.

„Okay“, sage ich, „dann ist das eben so. Und ganz herzlichen Dank für Ihre Mühe. Wir laufen dann mal los. Werden schon nicht wegfließen unterwegs.“

„Auf gar keinen Fall!“, kommt es zurück, „bei dem Wetter können Sie nicht laufen. Es gießt wie aus Eimern. Und der Regen, der treibt waagerecht durch die Luft.“

„Wird schon gehen – sind ja nicht von Pappe.“

„Nein, und noch einmal nein – ich fahre Sie. Muss nur eben Bescheid sagen damit ich vertreten werde am Empfang, Sekunde.“

Wir sind platt – und unendlich dankbar. Mein Angebot, die Kaffeekasse des Hauses ein klein wenig aufzufüllen, wird mit Entrüstung abgelehnt, dass man sich hülfe, sei doch wohl selbstverständlich!

Wie schön, was für eine unglaublich nette, hilfsbereite Frau! Das ist selten und hebt die Laune deutlich.

Und so erreichen wir unser Bötle trockenen Fußes und bequem, unterhalten uns auf der Fahrt ein wenig, der angebotene Kaffee auf dem Schiff wird von unserer Chauffeuse abgelehnt, die Arbeit riefe, sorry.

Noch einmal Dankeschön liebe Frau Rezeptionistin, wir sind tief beeindruckt.

Nach zwei Stunden Warten im Salon lässt der Regen etwas nach, auch der Wind wird langsam weniger – ich nehme meine Außenarbeiten auf. Zuerst muss ein zweiter Bootshaken her, schließlich muss ich auf drei Meter Wassertiefe den Hafenboden harken. Den Haken leihe ich mir bei einem in der Nähe liegenden Kollegen, er wünscht viel Glück und meint es augenscheinlich ernst.

Die Harke wird mit einigen Zeisingen am ersten Haken vertäut, der erste Haken wieder mit Zeisingen am zweiten. So entsteht eine zwar wackelige, aber recht lange Konstruktion. Fünf Meter wird sie wohl haben. Es kann losgehen, langsam und vorsichtig gleitet meine Bastelarbeit vom Steg aus ins Wasser. Bei Grundberührung fange ich langsam an zu ziehen, die Harke pflügt sachte über den Hafenboden. Zweimal, fünfmal, zehnmal.

Die Ergebnisse sind mager. Ein wenig grauschwarzen Schlick kann ich zutage fördern, einige braune Herbstblätter der umstehenden Bäume, sogar einen kleinen Ast. Meine Brille aber will der Hafen nicht hergeben.

Während ich mich mühe, kommt ein Mädel längs, will nach ihrem Boot sehen, ob es irgendwelche Schäden genommen hat durch den Sturm. Im nächsten Hafenbecken, eben um die Ecke, erzählt sie, hat es eine Genua komplett zerlegt. Mir wünscht sie voller Anteilnahme Glück, sie selbst habe vor einiger Zeit leider keines gehabt.

Ich harke weiter, kreuz und quer, versuche natürlich sehr systematisch meine Bahnen zu ziehen. Nur weitere Blätter erblicken das immer noch feuchtnasse Tageslicht – keine Brille. Meine Hoffnung lässt nach, wirklich groß war sie ohnehin nicht. Ich gebe auf, ein letzter Zug noch. Unter dem Heck des Schiffes beginnend entlang am Steg. Und Sapperlot, ich glaub' es nicht: Da liegt doch tatsächlich meine Brille auf den Zinken der Harke – unfassbar aber wahr. Ein Freudenschrei:

„Conny, ich hab' Sie!“

„Nee iss nicht wahr, toll!“

Just jetzt kommt das Mädel wieder längs und freut sich mit uns. Ob sie einen Garten habe, frage ich. Nein, noch nicht, aber bald hätte sie einen, sie würde umziehen in Kürze. Ob ich ihr eine Harke schenken dürfe, ein erstes Gartengerät sozusagen? Ich hätte vorläufig keine Verwendung mehr für meine Harke.

Sie nimmt das Geschenk gern an, an ihrem Boot hat es keinen Schaden gegeben, schön.

Brille
Die Brille ist zurück - ohne jeden Schaden (Foto: Frau Cornelia)





03. Februar 2023

Teil 5 unserer letzten Sommerreise ist endlich online

Stralsund




Es passiert so einiges - manches sogar unvorhergesehen.

Zu finden ist der Bericht hier.

Ich wünsche Spaß beim Lesen und vielleicht schaffe ich die zugehörigen Filme ja auch noch!


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