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Da ist noch was offen in Zingst

Wie wir in 2020 unsere Bordkasse deutlich aufbesserten.



29.01.2021 | © pt


Eigentlich hätten wir es ganz anders machen können. Ich glaube, wir, (ich) brauchten nur eine Rechtfertigung für die Fahrt in die westlichen Bodden in diesem Jahr. Im Grunde ist das was kommt, der Abschluss einer Geschichte aus dem vergangenen Jahr. „Wo das Geld noch auf der Straße liegt“, hatte ich sie genannt. Wer denn möchte kann sie hier schnell nachlesen.

Hafen in Barth


Rekapitulieren wir kurz: Geld hatten wir gefunden. Auf dem Deich in Zingst – keine kleine Summe, ganze 200 Euro, sauber gefaltet lagen sie auf dem Weg, der den Deich krönt. Die vielen Euros hatten wir einem sehr netten jumgen Polizisten übergeben. Der war extra für den Geldtransfer zu später Stunde aus Barth angereist. Er verabschiedete sich von uns mir dem Hinweis:

„Fragen Sie doch in einem Jahr mal nach auf der Wache – wahrscheinlich wird sich niemand melden, niemand das Geld zurückhaben wollen. Und dann ist es Ihres. Also, bis in einem Jahr.“

Nun gut, wir hätten anrufen können auf der Wache, von wo auch immer, auch weiteste Ferngespräche kosten heute nichts extra, ich aber sagte zu Frau Cornelia:

„Lass und man eben hinfahren, sind ja eh in der Gegend und das Jahr ist deutlich um.“

So machten wir das dann, liefen von Vitte aus nach Barth, ist auch ein nettes Städtchen mit freundlicher Hafenmeisterin und angenehmen Liegeplätzen. Dort setzten wir uns auf unsere Bordfahrräder, fuhren zur Wache, klingelten und wurden vom wachhabenden Beamten ziemlich abgekanzelt.

Bei ihnen sei kein Geld, Fundsachen würden immer, und zwar ausschließlich, am Fundort zum Fundbüro gegeben. Und das sei ja wohl Zingst gewesen wenn man unseren Worten dann trauen könne.

„Aber der Kollege hat doch gesagt...“

„Dann werden Sie den Kollegen wohl falsch verstanden haben“, hieß es, „ich kann hier nichts mehr für sie tun. Meine Zeit ist begrenzt. Auf Wiedersehen!“

Blick auf die Bodden


Wir fühlten uns nicht ausschließlich freundlich behandelt, hatten ein wenig das Gefühl, wie zwei Schulkinder zusammengestaucht worden zu sein. Aber gut, eine wichtige Information hatten wir vermittelt bekommen. Übersetzt für mich hieß das was gerade abgelaufen war:

„Nerv hier nicht rum mit deinem Quark. Und wenn du das nächste Mal was findest, steck es ein und mach uns keine Arbeit.“

Schade, aber vielleicht hatte ich den Mann nicht richtig verstanden, vielleicht war er im Grunde ein freundlicher Kerl, konnte das nur nicht offensiv zeigen. Ich fragte Frau Cornelia, wie sie die Sache einschätzte:

„Nee“, sagte die, „der war komisch. Ich fand das gar nicht schön.“

Wir waren hinsichtlich des Erlebten einer Meinung, das ist weiß Gott nicht immer so.

Also, mit der Polizei in Barth waren wir fertig. Dabei war der junge Mann im vergangenen Jahr so nett gewesen. Am nächsten Morgen fuhren wir rüber nach Zingst, es war windig und kühl, keine gemütliche Tour. Wir könnten ja mal nachfragen im Fundbüro des Ortes, sagten wir uns, im übrigen waren wir ohnehin verabredet zum Essen dort.

In dem kleinen Vereinshafen am Ende des Ortes, man ist wirklich sehr freundlich dort, kamen wir recht früh an, bis zu unserer Essensverabredung war reichlich Zeit und ich begann abzuwägen:

Zum Fundbüro laufen, oder vielleicht doch einfach zum Telefon greifen, so könnte der Sohlenabrieb gespart werden. Ich entschied mich trotz ausgeprägter Aversion gegen das Telefonieren für die sparsame Variante, wählte die im Internet verfügbare Nummer des zuständigen Sachbearbeiters für Fundsachen, nennen wir ihn hier Herrn Soundso. Statt mit Herrn Soundso verbunden zu werden, meldete sich Frau Kniepig (der Name wurde aus datenschutzrechtlichen Gründen geändert, der wirkliche Name ist dem Verfasser bekannt).

Sie sei die Leiterin des Ordnungsamtes, Herr Soundso befände sich im Urlaub, was denn bitte mein Begehr sei.

Ich schilderte kurz den Grund meines Anrufs und endete damit, dass ich gern erfahren würde, ob das von uns gefundene Geld den Weg zurück in die Hände des Verlierers, der Verliererin gefunden habe. Mich würde es sehr freuen, wenn es denn so wäre, schloss ich.

Äh, Moment, hieß es, sie müsse schauen. Ja, es gäbe einen Eingang, ja übergeben von der Polizei aus Barth, dann und dann. Und nein, abgeholt sei das Geld nicht worden, ein Verlierer habe sich nicht gemeldet.

„Au, fein,“ sagte ich, „dann ist es ja meins, dann kann ich es ja abholen das Geld. Ganz zufällig sind wir hier in Zingst und kommen gleich eben rüber.“

Vereinshafen in Zingst


Oh, das sei nicht so einfach, sie könne das Geld nicht einfach so rausgeben, schließlich sei der Fund ja auch schon vor einem Jahr gewesen. Da sähe sie eigentlich keine Möglichkeit. Außerdem, und das müsse ich verstehen, sei der Betrag schon im Haushalt des Ortes verbucht. Vielleicht, wenn ich mich eher gemeldet hätte, so nach sechs Monaten, vielleicht wäre dann etwas gegangen. Es täte ihr leid, wirklich.

Ich merkte, meine Feinfühligkeit ist weithin bekannt: hier hast du es mit jemandem zu tun, der mindestens einen ähnlich großen Igel in der Tasche hat, wie du selbst und sagte:

„Ja, aber der Polizist damals hat doch gesagt. Fragen Sie in einem Jahr mal nach. Und nach allem was ich weiß, steht dem Finder die Fundsache zu, wenn sich kein Verlierer meldet.“

„Hm, das ist schon richtig,“ kam es von der Gegenseite, „dann aber muss der Finder sich rechtzeitig melden. Und das haben Sie ja nicht getan. Nun ist das Geld im Haushalt eingebracht und somit weg, einfach nicht mehr da. Aber, ich kenn' mich nicht wirklich aus, weil Fundsachen nicht mein Spezialgebiet sind. Sie können ja noch mal mit Herrn Soundso sprechen, wenn er zurück ist aus dem Urlaub in der nächsten Woche. Viel Hoffnung kann ich Ihnen nicht machen.“

„Herzlichen Dank Frau Kniepig für Ihre Bemühungen. Genau so werde ich es machen,“ beendete ich das Gespräch. Dass ich eine etwas von der ihren abweichende Rechtsauffassung hinsichtlich der Finderrechte hatte, habe ich ihr gegen Ende des Gesprächs noch mitgeteilt. Die aber würde ich dann notwendigenfalls gern mit ihrem Mitarbeiter besprechen.

Blick vom Darß auf die Ostsee


In der Folgewoche telefonierte ich mit Herrn Soundso. Er war verbindlich freundlich. Auch noch, als ich ihm mitteilte, dass ich mit diesem Anruf um Zustellung der Fundsache mit dem Aktenzeichen (ich hab es jetzt vergessen) bäte. Jaaaa, das sei kein echtes Problem, aber er bräuchte eine Weile um den Vorgang auszulösen und bitte, ich solle so freundlich sein, ihm meine Kontodaten per email zu übermitteln.

Es dauerte drei Wochen, vielleicht auch vier, dann konnte ich mich über einen Geldeingang in Höhe von 200 Euro freuen.

Weil es nicht unseres war, haben wir das Geld nicht für uns haben wollen, wir haben es weitergegeben.

Das BGB ist übrigens, was Fundsachen angeht, recht eindeutig. Bei Bedarf empfehle ich die Lektüre von § 973 und ggfls. Folgende.




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